"Eisgekühlter Bommerlunder" von den "Toten Hosen"

[Marcus]

Der Song "Eisgekühlter Bommerlunder" von den "Toten Hosen" erschien 1983 als Single.
Durch den Song wurde die Plattenfirma EMI auf die Toten Hosen aufmerksam und nahm sie unter Vertrag.
Dadurch erhielt die Band 50.000 DM für die Produktion eines Musikvideos zu dem Titel.

In dem Video soll es um eine Punk-Hochzeit gehen.
Als Regisseur wird Wolfgang Büld engagiert, ein Schulfreund des damaligen Tote-Hosen-Schlagzeugers Trini Trimpop.
Eine sturzbetrunkene Hochzeitsgesellschaft, obszöne Gesten, aber auch die Schauspieler Kurt Raab als Pfarrer und Marianne Sägebrecht als Braut, tauchen in dem Video auf.

Dass das Video in der St. Willibaldskirche in Jesenwang gedreht wird, ist Zufall.
Wolfgang Büld kannte er den Jesenwanger Flugplatz-Besitzer Max Walch.
Auf dem Flugfeld wurden Teile des Films "Gib Gas, ich will Spaß" mit Nena gedreht.
Auf dem Weg dorthin war der Regisseur an dem Gotteshaus vorbeigefahren.
Einer der Fluglehrer habe damals in der ehemaligen, zu einer Wohnung umgebauten Sakristei gelebt.
Der Mann hat einen Schlüssel zur Kirche, die Toten Hosen sind drin.
In Jesenwang ahnt niemand etwas von dem Dreh, als die Punkband für ein Wochenende in St. Willibald einfällt.

Das Büld die Dreharbeiten als "recht turbulent" beschreibt, dürfte für die Jesenwanger die Untertreibung des Jahrzehnts sein.
Laut Büld soll der mittlerweile verstorbene Raab, der aus der TV-Serie Kir Royal bekannt ist, seinen angetrunkenen Zustand nicht nur gespielt haben.
Nach einem Cognac ist er es angeblich, der die Kirchentür entweiht, indem er dagegen uriniert.
Innerhalb der Kirche wird mit Lebensmitteln herumgeworfen und allerlei sonstiger Schabernack getrieben.
Aufgrund der obszönen Andeutungen, wurde das Musikvideo von den öffentlich-rechtlichen Fernsehsendern nicht ausgestrahlt.

In Jesenwang bleibt der Geheim-Dreh nicht lange verborgen.
Alle waren extrem verärgert.
Einige Bürger und Honoratioren fordern sogar, dass die Kirche neu geweiht wird. Das geschieht dann einige Monate später tatsächlich.
An die große Glocke will man den Skandal 1983 aber nicht hängen, so dass er fast nur im Ort hohe Wellen schlägt.
Die Weihe fand deshalb nicht in einer öffentlichen Zeremonie, sondern eher im Stillen statt.
Deshalb finden sich auch im Fürstenfeldbrucker Tagblatt vor 30 Jahren weder Berichte von den Dreharbeiten noch von der Weihe.
So ist es im Laufe der Jahre still um den Skandal geworden.
Der damalige Schlagzeuger Trini Trimpop, der die Band 1982 mitbegründet hat, aber 1985 ausgestiegen ist, erinnert sich allerdings noch gut an St. Willibald: "Das hat uns echt Spaß gemacht damals."

Trotz des Skandals erhielten die Toten Hosen die Gelegenheit den Song "Eisgekühlter Bommerlunder" im Fernsehen zu präsentieren.
Dabei kam es zu einer ungewöhnlichen und im Vorfeld nicht geplanten Darbietung des Titels.
Am 01. Oktober 1983 hatten Die Toten Hosen im Berliner Tempodrom gespielt und mit einem Teil der Fans danach weitergefeiert.
Mit ihnen zusammen nahmen sie die Einladung zur Musiksendung Formel Eins am folgenden Tag wahr.
Dort setzten sie ihre Idee durch, die Bühnenshow den teilweise erst 15-jährigen Punks zu überlassen.
Die Band selbst blieb im Zuschauerbereich.