Klaus Hirschburger in einem aufschlussreichem Interview:
Deutsche Mugge
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Auch der Name ist gerade schon gefallen: Irgendwann in dieser Zeit habt Ihr Michael Cretu kennengelernt...
Genau, ja.
Wie kam es dazu?
In Bad Homburg, wo wir produziert haben, hat er „um die Ecke“ auch produziert. Getroffen haben wir uns – wenn ich mich richtig erinnere – buchstäblich in einem Restaurant. Wir haben damals versucht, andere Einflüsse für das dritte Album („Goldene Zeiten“, Anm. d. Verf.) zu bekommen. Nebenbei gab es bei uns Rechtsstreitigkeiten mit dem alten Produzenten, wofür uns heute noch viele junge Bands dankbar sind, weil wir da einige Urteile erstritten haben, die Pro Musiker und Pro Künstlerszene sind. In dieser Zeit stand bei uns die Frage im Raum: „Wohin gehen wir musikalisch?“. Damals hatten wir – übertrieben ausgedrückt – gar keinen Wohnsitz mehr, denn wir waren eh dauernd unterwegs. Cretu ist damals nach München gezogen und wir hatten die Wahl zwischen Hamburg und München. Wir sind auch nach München gegangen und haben dort fließend weiter produziert, sowohl die eigenen Sachen als auch viel mit Michael geschrieben.
Du sprachst gerade von Rechtstreitigkeiten. Wogegen habt Ihr geklagt und was genau habt Ihr erstritten?
Es wurde den 18-jährigen Künstlern für die ersten Platten vom Produzent keine Lizenzen gezahlt - das Übliche.
In dieser Zusammenstellung entstand dann 1984 das Album „Goldene Zeiten“, auf dem Cretu selbst auch mitgespielt hat. Wie ist die LP entstanden? Hat sich in der Art zu arbeiten da grundlegend etwas geändert?
Ja, wir haben mit Michael wesentlich sorgfältiger gearbeitet als vorher. Die anderen Sachen zuvor wurden auf gut Deutsch wirklich im Hau-Ruck-Verfahren gemacht. Ich habe es erwähnt: Die erste Platte wurde z.B. in drei oder vier Tagen eingespielt und produziert. Und bei der Produktion zum Album „Goldene Zeiten“ wurde auf Sorgfalt viel Wert gelegt. Es wurde in den besten Münchener Studios ganz lange gespielt, auch getrennt voneinander, außer uns noch mit echt guten anderen Musikern, wie z.B. Curt Cress. Im Grunde genommen haben wir über Produktionen dabei sehr viel gelernt. Gleichzeitig zu den deutschen Texten haben wir auch auf Englisch produziert, weil es damals schon über unsere neue Plattenfirma (Intercord, Anm. d. Verf.) und über das Management der Gruppe „Real Life“ Kontakte zu Curb Records in Amerika gab. Darum wurde zeitgleich mit der Veröffentlichung unserer Platte in Deutschland eine EP von uns auch weltweit veröffentlicht. Ab da – und das sagt jeder hier – war unser Hauptmarkt Japan. Das war der Markt, wo unsere drei Platten zwischen 1984 und 1989 am besten liefen.
In den Folgejahren erschienen mit „Tensongs“ (1986) und „Sound Of My Heart“ (1989) zwei komplett englischsprachige Alben, die Euch – wie Du schon erzählt hast - auch in den USA und Japan Erfolge bescherten. Wann habt Ihr gemerkt, dass Ihr im Ausland auch eine Plattform und Fans habt?
Tatsächlich ab Ende 1984 / Anfang 1985, nachdem wir „Angel 07“ auf Englisch produziert und veröffentlicht haben. Wir haben über Curb Records erfahren, dass unser Song in Japan ein richtig großer Hit war, zeitgleich war der Song „Angel 07“ der Titelsong in einem Walkman-Werbespot – diese Geräte waren damals noch ganz neu. Wo wir auch immer ganz kontinuierlich vertreten waren, auch wenn das nie zu einem richtigen Crossover kam, waren die US Billboard Dance Charts. Ich kann es mir bis zum heutigen Tage nicht richtig erklären, denn da gibt es auch heute noch Sampler mit unserer Musik. An der Ost- und der Westküste von Amerika – ich habe später auch eine zeitlang in New York gelebt – war das immer ein absolutes „In“-Thema. Das wurde dort auch ganz anders wahrgenommen. Das ist schon interessant ...
Der erste Schritt zur internationalen Karriere – wenn nicht sogar mehr - war gemacht, doch trotz Fuß in der Tür wurde nicht weitergemacht. Nach 1989 kam kein weiteres Album mehr. Warum?
Weil wir uns aufgelöst haben. Aber auch nicht wegen übertriebenen Streitereien, sondern weil solche Dinge manchmal halt passieren. Hubert wollte dann sein Ding machen. Das meine ich jetzt nicht böse oder mit irgendeinem Argwohn. Ich erinnere mich, dass ich damals schon an meinem ersten Buch gearbeitet habe. Markus hat zwei Sachen produziert, und so ist das dann so dahinplätschernd auseinander gegangen. Das war natürlich schade, und das war auch ein Mordsproblem, denn es bestanden weltweite Verträge. Die Leute bei der Plattenfirma haben sicher nicht „Hurra“ geschrien. Das hat dann aber Hubert übernommen und drei Jahre später dieses sehr sorgfältig ausgearbeitete Album „Hubert Kah“ rausgebracht.
Das Bandprojekt „Hubert Kah“ ist also offiziell aufgelöst worden?
Ja, ja, natürlich! Alle, die versuchen, einen weltweiten Vertrag zu bekommen, fragen mich auch immer: „Wie kommt man da so einfach wieder raus?“. Die Erfüllung eines solchen Vertrages kann man natürlich nicht erzwingen. Wenn man nicht mehr weitermachen will, dann macht man eben nicht mehr weiter. Das ist wie beim Fußball (lacht).
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