Was bin ich?

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Norby
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Jun 2019 17 20:07

Was bin ich?

Beitrag von Norby

Was bin ich?, das heitere Beruferaten, war eine Quizsendung, die von 1955 bis 1958 und von 1961 bis 1989 vom Ersten Deutschen Fernsehen bzw. Bayerischen Rundfunk ausgestrahlt wurde. Moderator der 337 Folgen war Robert Lembke. Das Konzept wurde später von verschiedenen Sendern wieder aufgegriffen.

Die Sendung am 29. August 1967 war die erste Farbsendung des Bayerischen Rundfunks. Sie wurde auf der IFA in Berlin mithilfe von Farbkameras des NDR hergestellt. Einige nachfolgende Sendungen aus Unterföhring wurden dann wieder in Schwarzweiß hergestellt.





Das Quizformat stammte von Mark Goodson und Bill Todman und wurde in den USA als Gameshow What's my line? erstmals am 2. Februar 1950 beim Sender CBS ausgestrahlt. Zu den Überraschungsgästen der Sendung zählten Marlon Brando, Bette Davis, Doris Day, Marlene Dietrich, Walt Disney, Alfred Hitchcock, Groucho Marx, Frank Sinatra, Salvador Dalí und Ed Wynn. Zum Rateteam gehörte u. a. die Schauspielerin Arlene Francis, die durch den Film Eins, zwei, drei von Billy Wilder auch in Deutschland bekannt wurde. Die Sendung wurde auch im Vereinigten Königreich übernommen und von 1951 bis 1963 ausgestrahlt. Während eines Besuchs bei der BBC in London 1954 erwarb Robert Lembke die Verwertungsrechte an diesem Sendeformat.

Erste Auflage
Die erste Folge hatte unter dem Titel „Ja oder Nein. Ein psychologisches Extemporale mit sieben unbekannten Größen“ am 2. Januar 1955 ihre Premiere. Moderator war Robert Lembke, da sich kein anderer dafür gemeldet hatte.

Dem ersten Rateteam gehörten an:
  • Hans Sachs, Oberstaatsanwalt in Nürnberg
  • Inge Sandtner (aus Österreich)
  • Anja Golz (aus der Schweiz)
  • Peter Mauch
In der 80-minütigen Urform von „Was bin ich?“ mussten sieben Berufe erraten werden. Erster Gast, dessen Beruf das Team herausfinden sollte, war Tilde Bublitz-Lindmayer, die einer Beschäftigung als Friseurin nachging. Erster Stargast war Vico Torriani. Am 21. März 1958 wurde das Quiz nach 29 Folgen eingestellt, da sich nach dem Urteil der Zuschauer die Fragetechnik festgefahren hatte.





Zweite Auflage
Nach Ermüdungserscheinungen bei „Was bin ich?“ präsentierte Lembke 1959 das Quiz „Spiel mit Worten“. Solch ein Wechsel war zu dieser Zeit nicht ungewöhnlich, auch Peter Frankenfeld und Hans-Joachim Kulenkampff stellten alle zwei Jahre neue Shows vor. Die Zuschauer lehnten Lembkes neue Sendung aber ab, wodurch es ab dem 11. Februar 1961 zu einer Neuauflage von „Was bin ich?“ kam.

Das neue Rateteam bestand aus:
  • Hans Sachs, Oberstaatsanwalt in Nürnberg
  • Annette von Aretin, TV-Ansagerin und Leiterin des Besetzungsbüros des BR
  • Guido Baumann, Unterhaltungschef des Schweizer Fernsehens
  • Marianne Koch, Schauspielerin und ab den 1970er Jahren Ärztin
Ursprünglich war das Rateteam mit Peter Kottmann, dem ehemaligen Unterhaltungschef des WDR, besetzt, der nach seinem Suizid jedoch 1962 durch Baumann ersetzt wurde. Anneliese Fleyenschmidt, Fernsehansagerin und -moderatorin, wechselte sich von 1965 bis 1979 häufig mit Marianne Koch ab. Ingrid Wendl, österreichische Fernsehansagerin, war als Ersatz für Fleyenschmidt und Koch, Max Rüeger als Ersatz für Baumann an der Sendung beteiligt.

Robert Lembke nahm seit 1956 seinen Foxterrier „Struppi“ als Maskottchen in die Sendung, der die Fünf-Mark-Stücke bewachen sollte. Nach dessen Tod 1959 wurde der Hund „Jacky“ sein Nachfolger, der bis Dezember 1968 dabei war. Ab dieser Zeit nahm Lembke keinen Hund mehr ins Studio.


Technische und organisatorische Details
Lembke erhielt im Monat etwa 6000 Briefe, in denen sich Kandidaten mit mehr oder weniger seltenen Berufen vorstellten. 20 bis 30 davon kamen meist in die engere Auswahl. Auch eine Hausfrau erschien vor dem Rateteam; ihr Beruf wurde sehr spät erraten. „Könnte Ihr Beruf von einem Mann ausgeführt werden?“, wollte Guido Baumann wissen. Ein fragender Blick und Lembke entschied: „Sagen wir nein.“

Die Produktionskosten fielen bescheiden aus: Lembke erhielt pro Sendung (Stand 1974) 6000 DM (entspräche heute inflationsbereinigt 8.995 Euro), die Mitglieder des Rateteams knapp je 1000 DM (1.499 Euro) und die Assistentin Irene Aulich (seit 1967) 150 DM (224,87 Euro). Jeder Gast konnte nach zehn Nein-Antworten maximal 50 DM gewinnen, was inflationsbedingt heute 128,02 Euro für das erste Ausstrahlungsjahr 1955 und 44,45 Euro für 1989 entsprechen würde.

Die Aufzeichnung erfolgte im Studio 2 des Bayerischen Rundfunks in Unterföhring bei München. Bis 1973 wurden zwölf Sendungen pro Jahr produziert, danach nur noch acht. An jedem Aufzeichnungstermin wurden zwei Sendungen hintereinander gedreht, was zusätzlich Kosten sparte.





Ablauf und Rituale
Seit 1961 war jede Sendung in vier Raterunden gegliedert: In den ersten drei Runden mussten durch Ja-/Nein- bzw. Entscheidungsfragen die Berufe der drei Gäste erraten werden. Zu Beginn jeder Runde stellte Robert Lembke seinem Gast in anheimelndem Bairisch die Standardfrage: „Welches Schweinderl hätten S’ denn gern?“, nachdem dieser zuvor eine Unterschrift an einer Tafel geleistet, angekreuzt hatte, ob er selbständig oder angestellt war und eine für seinen Beruf typische − nicht allzu verräterische − Handbewegung gemacht hatte. Jedes Mitglied im Rateteam durfte dann so lange eine Frage stellen, bis es ein „Nein“ erhielt. Danach ging das Fragerecht an den Nächsten weiter. Nach jedem „Nein“ klappte Lembke per Hand das nächsthöhere Nummernschild nach vorn und warf ein Fünf-Mark-Stück in das Sparschwein. Entweder war die Runde nach dem zehnten „Nein“ zu Ende oder der Beruf erraten worden. Danach wurde der Beruf des jeweiligen Gastes meist mit einem eingespielten Film vorgestellt.

In der vierten Runde erschien der Stargast. Zuvor mussten sich die Ratemitglieder Masken aufsetzen und anschließend den Namen des Gastes nach demselben Ja/Nein-Schema erraten. Der Gast durfte nicht selbst antworten, sondern nur nicken oder den Kopf schütteln. Robert Lembke antwortete für ihn, verriet dem Rateteam zuvor aber stets das Geschlecht des Stargastes. Statt eines Fünf-Mark-Stückes gab es bei jeder Nein-Antwort ein kleines Geschenk, wie z. B. eine Flasche Wein. Meistens wurde der Stargast erraten, oft vom „Ratefuchs“ Guido Baumann. Der Gast gab nach der Raterunde eine Probe seiner Kunst (ein Lied oder eine eingespielte Filmszene). Einmal war z. B. Rita Pavone zu Gast in der Sendung und schwang nach der Raterunde zusammen mit Hans Sachs zu den Klängen ihres bekannten Schlagers „Arrivederci, Hans“ das Tanzbein.

Die Zuschauer, die den Ablauf im Studio verfolgten, amüsierten sich oft, wenn das Rateteam falsche Fährten verfolgte. Der Fernsehzuschauer wusste die Lösung (durch Einblendung) im Voraus. Auch der Name des Stargastes wurde vor der Raterunde für den Zuschauer eingeblendet, obwohl es sich meistens um allgemein bekannte Persönlichkeiten handelte. Hier war ebenfalls das akustische Signal (Gong) üblich.

Damals herrschten noch strengere Sitten als beim späteren Revival mit Björn-Hergen Schimpf. Lembke achtete stets darauf, dass das Rateteam sich nicht untereinander austauschte. Jeder war auf sich gestellt, wenn die Reihe an ihn kam. Wem nichts mehr einfiel, konnte höchstens das Fragerecht weitergeben.

Gelegentlich kam es vor, dass ein Mitglied des Rateteams einen nicht prominenten Kandidaten persönlich kannte und daher dessen Beruf auf Anhieb wusste. Dann galt die ungeschriebene Regel, dass dies angezeigt wurde und man vom Raten für diese Runde ausschied.

Auch kam es gelegentlich vor, dass ein nicht prominenter Gast dennoch von vornherein eine gewisse Bekanntheit hatte oder dass Lembke zumindest davon ausging, dass einer aus dem Rateteam den Gast kannte. In solchen Fällen kam der Gast dann verkleidet, z. B. mit einem falschen Vollbart in das Studio.



Ritualisierte Sprüche
  • „Sind Sie mit der Herstellung oder Verteilung einer Ware beschäftigt?“ (War meist die erste Frage, egal von wem)
  • „Könnte auch ich zu Ihnen kommen?“
  • „Machen Sie Menschen glücklich/zufrieden?“
  • „Gehe ich recht in der Annahme, dass Sie nicht …“ (Hans Sachs)
  • „Welches Schweinderl hätten S’ denn gern?“ (Robert Lembke)
  • „Ich hoffe, es hat Ihnen ein bisschen Spaß gemacht und Sie laden uns wieder zu sich ein beim nächsten Was bin ich?“ (Robert Lembke)

Vorläufiges Ende
Nach dem Tod von Robert Lembke am 15. Januar 1989 wurde die langlebigste Quizsendung des deutschen Fernsehens eingestellt. Vier Tage vor seinem Ableben lief die letzte aufgezeichnete Sendung. 1969 war das Quiz mit 75 % eingeschalteter Geräte die beliebteste Sendung im deutschen Fernsehen. In den 1980er Jahren erreichte „Was bin ich?“ immerhin noch bis zu 40 %.

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Foto: Magnussen, Friedrich (1914-1987) - Stadtarchiv Kiel, Lizenz: CC BY-SA 3.0



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Semi Silesian
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Okt 2020 04 09:52

Re: Was bin ich?

Beitrag von Semi Silesian

"Was bin ich ?"war eine der ersten Sendungen,die man als Kind und heranwachsender Jugendlicher nach 20:15 Uhr noch sehen durfte und erst nach dieser in´s Bett mußte.
Ein Klassenkamerad von mir konnte schon als Kind die Intro-Melodie auf dem Klavier nachspielen,was ihm schon ´ne Menge Bewunderung damals einbrachte.

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