Die Trabant-601-Limousine wurde als Zweitürer ab 1964 in Serie produziert; der dreitürige Kombinationskraftwagen „Universal“ ersetzte ab September 1965 den Trabant 600 „Kombi“. Ab 1967 wurde der „Kübel (601 A+F)“ produziert – er diente vor allem als militärische Ausführung für die NVA, die GST und die Forstverwaltung als Kübelwagen. Zivil („Tramp“) war er in der DDR kaum zu sehen, da er vor allem für den Export, unter anderem nach Griechenland, produziert wurde.
Mit der Serienreife des Trabant 601 begann eine „große Zeit der kleinen Schritte“, während dieser am Trabant zwar regelmäßig Verbesserungen vorgenommen wurden, jedoch blieben Karosserie und Fahrzeugtechnik im Wesentlichen unverändert. Das Konzept veraltete während seiner Produktion zunehmend und war spätestens in den 1980er-Jahren selbst in sozialistischen Bruderstaaten nicht mehr nachgefragt. Bestrebungen, die Nachfolgetypen 603 und 610 in Serie zu bringen, wurden von politischer Seite blockiert. Ein Lizenzvertrag mit VW im Jahr 1984 führte schließlich zum Einbau eines Viertaktmotors in Gestalt des Typs 1.1, der jedoch erst nach der Wende auf den Markt kam.
Foto: Achtziger-Forum - Oldtimertreffen Osterode am Harz
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Der Trabant 601 stellte kein neues Fahrzeugmodell dar, sondern die vorläufig letzte Entwicklungsstufe des P-50-Grundmusters:
– Lothar Sachse, VEB Sachsenring Automobilwerke Zwickau, 1962„Das Programm unserer Fahrzeugindustrie sieht eine stufenweise Weiterentwicklung des P 50 vor, was sich darin ausdrückt, daß nach Verbesserung der Sitzverhältnisse das Synchrongetriebe eingeführt wurde, darauf der 600 cm³-Motor folgte und sich später eine auf dem Grundgerippe des P 50 aufbauende, raumverbesserte Karosserie anschließen wird. Diese Verbesserungen gleichzeitig, gewissermaßen als neues Fahrzeug einzuführen, wäre unter den gegebenen Bedingungen falsch und ökonomisch nicht vertretbar.“
Anfang 1963 wurde der Trabant 601 im Klub der Jugend und Sportler zum VI. Parteitag der SED erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Die Produktion startete im Januar 1964 mit der Nullserie, am 1. März 1964 wurde er erstmals offiziell der internationalen Öffentlichkeit präsentiert. Im Juni 1964 begann die Serienfertigung. Die Karosserie des intern als P 60 bezeichneten Fahrzeuges wurde – im Vergleich zum Typ P 50/P 60 – vor allem vorn und am Dach verändert. Ihre äußere Form entsprach der Trapezlinie, einer Designmode der 1960er-Jahre. Ähnlichkeit besteht mit dem Peugeot 404 und dem Triumph Herald, Letzterer wurde von der KFT in den Jahren zuvor wiederholt hervorgehoben. Wegen der breiter und flacher wirkenden Karosserie wurde der Trabant 601 seinerzeit in der DDR-Presse als Fahrzeug mit „moderner Formgebung“ bezeichnet. Auch die großen Front- und Heckscheiben und die gute Rundumsicht wurden gelobt. Dennoch war der Trabant 601 nur ein „altes Auto in neuer Verpackung“, das außer der alten Technik auch die Nachteile der Vorgänger (wie zum Beispiel das hohe Geräuschniveau) hatte.
Foto: Achtziger-Forum - Oldtimertreffen Osterode am Harz
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Der Motor leistete anfangs nach wie vor 17 kW (23 PS). Ab 10. Februar 1969 bot der P 601 19,1 kW (26 PS) Motorleistung und musste von nun an mit 88-Oktan-Benzin betrieben werden, ab 1974 kam der Motor mit nadelgelagerten Pleueln, die eine Gemischschmierung von 1 : 50 ermöglichten. Durch den zweistufigen Vergasertyp 28 H 1-1 mit Druckpunkt im Gaspedal konnte ab 1984 der Kraftstoffverbrauch um etwa 1 l/100 km gesenkt werden, er lag nun im Testdurchschnitt bei 6,9 l Gemisch 1 : 50, die Höchstgeschwindigkeit der getesteten Limousine wurde in diesem Test mit 107 km/h gemessen. Jan Tuček gibt den Kraftstoffverbrauch des Trabant 601 mit 7 bis 9 Litern pro 100 km an.
Bis 1990 gab es beim Trabant 601 keine nennenswerten Innovationen mehr. Durch die ausbleibenden Modernisierungen wurde auch die Fertigungstechnik nicht weiterentwickelt, was über die Zeit zu starkem Verschleiß des Maschinenparks und einem gleichbleibenden Arbeitsprozess führte. Trotzdem wurde der Trabant weiter gekauft, weil es kaum Alternativen gab – die Wartezeit für einen Trabant 601 betrug im Jahr 1988 fünfzehn Jahre. Die günstigste Ausführung, der 601 Standard, kostete im Jahr 1985 8.500 Mark. Der Preis war niedrig festgesetzt; auf dem Schwarzmarkt aber wurden neue Trabant ohne Wartezeit für 20.000 Mark gehandelt. 1988 waren in der DDR ca. 1,9 Millionen Trabant privat zugelassen.
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Am 30. Dezember 1966 erhielt der VEB Sachsenring Automobilwerke Zwickau offiziell den Auftrag, einen Nachfolger für den Trabant 601 zu entwickeln. Unter Leitung Werner Langs wurde nun als potenzieller 601-Nachfolger der P 603 entwickelt, von dem verschiedene Prototypen gebaut wurden, unter anderem mit Viertaktmotor von Škoda und mit Wankelmotor. Der P 603 hatte einen Gitterrohrrahmen und, wie der Trabant 601, eine Kunststoffkarosserie. Zu einer Serienfertigung kam es nicht, womöglich aus wirtschaftspolitischen Motiven. 1968 wurde die Weiterentwicklung des Wankelmotors erfolglos eingestellt. Da klar wurde, dass die DDR aus eigener Kraft keinen Nachfolger für den Trabant 601 werde entwickeln können, kam es Anfang der 1970er-Jahre zu einer Zusammenarbeit mit Škoda, die jedoch 1979 aus finanziellen Gründen abgebrochen wurde. Daraufhin erwarb die DDR-Automobilindustrie Lizenzen für Gleichlaufgelenkwellen von Citroёn sowie den Volkswagen-Viertaktmotor EA111; vor der Wende wurde jedoch kein Trabant mehr damit gebaut. Abgelöst wurde der Trabant 601 schließlich vom Trabant 1.1 mit gleicher Karosserie, dessen Produktionsaufnahme jedoch im Vorfeld kritisiert wurde. Anfang 1989 sahen die Beschlüsse der Staatsführung vor, dass der Trabant 601 noch bis 1994 parallel zum Trabant 1.1 produziert werden sollte. Für 1995/96 war die Umsetzung einer neuen Karosserie für den Trabant vorgesehen. Mit der politischen Wende änderte sich die Situation schlagartig, die Produktion des 601 wurde etwa zeitgleich mit der Währungsunion im Juli 1990 eingestellt.
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